Wir sind ein Teil des Ganzen – Kräuterspaziergang mit Anja Böhme

(Bilder am Ende des Berichts)

 

Der Einladung des NABU-Staufenberg zu einem Kräuterspaziergang folgten am Samstag, den 3. Juli bei herrlich sonnigem Wetter 24 Personen. Geleitet wurde die Veranstaltung von Anja Böhme von der Natur- und Kräuterschule Lumdatal.

 

Den ersten Halt des Spaziergangs machte Böhme an einer großen Sommerlinde. Die Teilnehmer versammelten sich in gebührendem Abstand unter dem Baum. Obwohl die Blühten bereits fast alle verblüht waren, konnten man ihren wunderbaren Duft noch wahrnehmen. Böhme ging auf die beruhigende Wirkung der Blüten ein und wies darauf hin, dass Lindenblüten bei maximal 30 Grad getrocknet werden dürften. Ein Lindenblühten-Tee wirke nicht nur beruhigend, sondern auch lindernd bei Erkältungskrankheiten.

 

Am Wegesrand begegnete der Gruppe eine hoch gewachsene Pflanze. Die meisten TeilnehmerInnen waren sich hier nicht sicher, um welche Pflanze es sich handelt. Böhme löste schließlich das Rätsel. Es handelte sich um Baldrian. Bei dieser Pflanze werden die Wurzeln verwendet. Sie wirkt beruhigend und erhöht die Konzentrationsfähigkeit. „Das richtige Mittel vor jeder Prüfung“, so die Expertin.

 

Die nächste Begegnung galt einer Pflanze, die fast überall zu finden ist. Der Korbblütler mit zumeist weißen zierlichen Blüten spielt in der Naturheilkunde eine bedeutende Rolle. Innerlich kann man die Schafgarbe als Tee oder Tinktur bei Verdauungsproblemen, Magenkrämpfen, Blähungen sowie Menstruationsbeschwerden eingesetzt werden. Äußerlich verwendet man sie als Salbe zur Wundbehandlung.

 

Die nächste Pflanze dürfte jedem Hundebesitzer bekannt sein. Ihre Klettfrüchte bleiben gerne im Fell hängen und lassen sich nur schwer wieder entfernen. Der Odermennig ist eine ausdauernde krautige Pflanze mit kleinen gelben Blüten, die mit ihrem reichlichen Pollenangebot Schwebfliegen, Fliegen und Honigbienen anlockt. Als Tee zu sich genommen, ist sie gut für die Stimmbänder, weshalb sie auch den Namen Sängerkraut trägt.

 

Auf dem weiteren Weg empfing uns eines der bekanntestes Heilkräuter Mitteleuropas mit ihren gelb leuchtenden Blüten. Das Johanniskraut wird heute in der Schulmedizin innerlich bei leichten depressiven Verstimmungen eingesetzt. Äußerlich hilft es als Rotöl bei Nervenschmerzen, Verspannung, Verbrennung sowie zur Wundrand- und Narbenpflege. Böhme wies darauf hin, dass Johanniskraut die Sonnenempfindlichkeit erhöht.

 

In einem Naturschutzgebiet war schließlich ein Meer von Tausendgüldenkraut mit seinen rot-violett leuchtenden Blüten zu bestaunen. Es steht auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Pflanzen und darf deshalb nicht wild gesammelt werden! Das Tausendgüldenkraut galt in der Antike als Allheilmittel und war den Menschen mehr als tausend Gulden wert. Wegen der vielen Bitterstoffe in den Blüten gilt es als eines der besten Mittel bei Magen- und Darmbeschwerden.

 

Sodann tat sich ein wunderschön gewachsener alter Weißdorn auf. „Weißdorn ist die Herzpflanze“, so Anja Böhme. Die jungen Blätter und Blüten helfen als Tee oder Fertigarzneimittel bei Herz- und Kreislaufbeschwerden. Weißdorn fördert eine bessere Durchblutung der Herzkranzgefäße.

 

Auf dem weiteren Weg wies Böhme auf die Wilde Möhre hin, die allerdings noch nicht die dunkle Einzelblüte in der Mitte des Blütenstandes ausgebildet hatte. Aus ihr wurde unsere heutige Möhre, wie wir sie vom Supermarkt kennen, gezüchtet. Die Wilde Möhre ist essbar und nahrhaft.

 

Die nächste Pflanze, bei der Anja Böhme verweilte, war der Wilde Dost, dessen intensiver Duft beeindruckte. Er eigne sich besonders zur Herstellung von Kräutersalz oder Kräuteröl.

 

Schließlich stellte uns die Kräuterexpertin eine Pflanze vor, die recht unscheinbar aber doch häufig in großen Beständen an Wegrändern zu finden ist, und ab und zu schmerzhafte Erinnerungen bei uns hinterlässt. Die Brennnessel. Sie ist ein wertvolles Wildgemüse und eine vielseitige Heilpflanze. „Die Brennnessel ist die Rheumapflanze“, so Böhme. Eine Teekur helfe, den gesamten Körper zu entgiften. Bei der Anwendung als Frühjahrskur sei auf eine sorgfältige Dosierung zu achten.

 

Bei der nächsten Pflanze handelt es sich sowohl um ein Wildgemüse als auch um eine Heilpflanze. Der Spitzwegerich eignet sich gut als Salatbeigabe. Blätter und die noch knospig verschlossenen Blütenköpfe schmecken leicht nach Champignons. Spitzwegerich-Tee wirkt bei Erkrankungen der Atemwege. Er unterstützt alle Schleimhäute im Körper und wirkt antibiotisch. Als Tinktur oder Salbe dient er der Wundheilung und hilft bei der Behandlung von Insektenstichen. Die Linderung des Juckreizes von Insektenstichen konnten einige TeilnehmerInnen durch das Auftragen von Pflanzensaft aus zerriebenen Blättern direkt an sich selbst ausprobieren.

 

Schließlich kam an einem Ackerrand die Frage auf, wie man die echte Kamille von der unechten Kamille unterscheiden kann. Anja Böhme wies auf drei Unterscheidungsmerkmale hin: Zum einen sei die echte Kamille kleiner und habe auch eine kleinere Blüte. Außerdem sei die unechte Kamille fast geruchlos. Bei der echten Kamille sei außerdem der Blütenboden hohl.

 

 

Anja Böhme wies während der gesamten Führung immer wieder darauf hin, dass man der Natur nicht mehr entnehmen dürfe als man wirklich brauche. Wir Menschen müssten uns als ein Teil des Ganzen verstehen, dürften die Natur nicht ausbeuten, sondern ihr auch die Möglichkeit der Regeneration lassen.

 

Nach einem wunderschönen und lehrreichen Kräuterspaziergang durch die abwechslungsreiche Treiser Landschaft wurde schließlich auf dem Platz neben der Feuerwehr noch eine Spitzwegerich-Salbe hergestellt. Jeder Teilnehmer/jede Teilnehmerin konnte sich ein Döschen mit nach Hause nehmen.

 

Die Runde bedankte sich bei Anja Böhme für die hervorragende Führung mit einem herzlichen Applaus. Der NABU-Staufenberg dankt ebenfalls für die fachkundigen Ausführungen und hofft darauf, dass er im nächsten Jahr wieder einen Kräuterspaziergang mit Anja Böhme in der Staufenberger Gemarkung anbieten kann.